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Unternehmen investieren 2019 verstärkt in Industrie 4.0

Die deutsche Wirtschaft erhöht ihre Investitionen in Industrie 4.0 laut einer aktuellen Studie von Ernest & Young. Unternehmen erwarten durch passende Technologien Einsparungen in Höhe von 6,6 bis 7,5 Prozent. IT-Sicherheit und Machine-to-Machine-Kommunikation sind für Anwender die derzeit wichtigsten Themen.

Deutsche Unternehmen verstärken ihre Anstrengungen zur Vernetzung der Produktion und Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle deutlich. Demnach wollen acht von zehn Unternehmen im nächsten Jahr ihre Investitionen in Industrie 4.0 erhöhen. Dazu zählen unter anderem Investitionen in die Vernetzung von Maschinen, digitale Abbilder oder Cloud Computing. Schon in diesem Jahr investierten Unternehmen 5,9 Prozent ihres Jahresumsatzes in entsprechende Anwendungen, nach 5,1 Prozent im Vorjahr. Bei großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern lagen die Ausgaben für Industrie 4.0 sogar bei 7,5 Prozent ihres Umsatzes. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die insgesamt mehr als 550 Unternehmen des produzierenden Gewerbes in Deutschland befragt wurden, und die von Bitkom Research durchgeführt wurde.

Die Investitionen können sich nach Ansicht von EY lohnen, denn Anwendungen für Industrie 4.0 helfen dabei, Kosten zu reduzieren. Unternehmen rechnen durch Industrie 4.0 mit Einsparungen in Höhe von 6,7 Prozent, Großunternehmen sogar in Höhe von 7,5 Prozent. KMUs investieren weniger in entsprechende Technologien und profitieren demzufolge auch weniger von Industrie 4.0. In diesem Jahr wollen sie 5,5 Prozent des Jahresumsatzes investieren und rechnen mit Einsparungen in Höhe von 6,6 Prozent.

Steigende Akzeptanz von Industrie 4.0

Seit 2015 ist der Anteil von Unternehmen, die Industrie 4.0 anwenden, von 39 Prozent auf 47 Prozent gestiegen. Auch hier sind größere Unternehmen den KMU voraus. Während inzwischen 62 Prozent der Unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern entsprechende Anwendungen im Einsatz haben, sind es bei den KMU nur 44 Prozent. Spürbar gestiegen ist ebenso der Anteil der Anbieter von Industrie-4.0-Lösungen, nämlich von sechs Prozent 2015 auf aktuell zwölf Prozent aller befragten Unternehmen.

"Die Unternehmen wissen inzwischen, dass ihnen die erfolgreiche Einführung von digitalen Lösungen einen Wettbewerbsvorteil bringt", erklärt Stefan Bley, Partner bei EY und zuständig für den Bereich Performance Improvement. "Die Unterschiede zwischen kleinen und größeren Unternehmen zeigen allerdings auch, dass nicht alle so stark auf die digitale Karte setzen können, wie sie wollen. Kleinere Unternehmen haben oft weder die Mittel noch das Know-how, um sich entsprechende Lösungen ins Haus zu holen. Die Tatsache, dass Unternehmen Industrie 4.0 zunehmend strukturierter angehen, zeigt sich insbesondere bei dem Fortschritt, eine IoT-Plattform für alle Unternehmensaktivitäten auszuwählen."

Hoher Investitionsbedarf und zu wenig Fachkräfte

Zu hoher Investitionsbedarf und fehlendes qualifiziertes Personal werden von der Mehrheit der Unternehmen nach wie vor als die größten Hindernisse für die Einführung von Industrie-4.0-Anwendungen gesehen. 62 Prozent können die nötigen Investitionen nicht stemmen, 54 Prozent haben zu wenig qualifiziertes Personal. „Der hohe Stellenwert, den mittlerweile fast alle Unternehmen dem Thema einräumen, spricht dafür, dass die Einführung von Industrie 4.0 eher eine Frage der Möglichkeiten als des Wollens ist“, kommentiert Bley. 85 Prozent erwarteten eine zunehmende strategische Bedeutung von Industrie 4.0 in den kommenden fünf Jahren. Und für 80 Prozent sei sie jetzt schon strategisch relevant.

Allerdings ist auch bei den Unternehmen, die bereits entsprechende Technologien anwenden, der Erfolg nicht garantiert. Martin Neuhold, Partner bei EY und zuständig für den Bereich Smart Products & Smart Factories, ist überzeugt, dass Unternehmen noch deutlich stärker von Industrie-4.0-Lösungen profitieren könnten: "Viele Unternehmen setzen ihre Digitalisierungsprojekte sehr heterogen um: Eine Abteilung plant dieses, die andere jenes Projekt. Damit das Gesamtunternehmen aber wirklich von Vorteilen wie niedrigeren Kosten oder höherer Effektivität profitieren kann, braucht es eine Gesamtstrategie mit einem klaren Ziel." So sollten sich Unternehmen selbst nicht zu stark unter Druck setzen. Ein ambitionierter Zeitplan beispielsweise könne kontraproduktiv sein, wenn dadurch unausgereifte Technologien zu früh eingeführt würden.

Absicherung der digitalen Geschäftsmodelle

Die befragten Unternehmen nannten als wichtigste Technologie für ihr Geschäftsmodell die IT-Sicherheit. Die Vernetzung der Maschinen untereinander, also die Machine-to-Machine-Kommunikation, spielt für 92 Prozent der Befraten eine große Rolle. Cloud Computing sehen 81 Prozent als sehr oder eher wichtig an. Die meisten Unternehmen wollen durch Einführung von Industrie 4.0 ihre Produktion flexibler gestalten: 70 Prozent sehen hier das größte Potenzial, 54 Prozent in der Erhöhung ihrer Anlageneffektivität.

"Die IT-Sicherheit wird von allen Unternehmen groß geschrieben. Das ist ein richtiges und wichtiges Signal", erklärt Bley. "Die eigenen Daten und die Daten der Kunden müssen sicher sein, sonst droht der Verlust von Geschäftsgeheimnissen und Vertrauen. Anbieter von Industrie-4.0-Lösungen in Deutschland können daraus auch ein Geschäftsmodell machen: Sie können damit werben, dass die Daten auf Servern in Deutschland bleiben. Die sind in der Regel besser vor dem Zugriff durch Regierungen oder Kriminelle geschützt als in anderen Teilen der Welt.

Sein Kollege Martin Neuhold sieht in der Kommunikation von Maschinen untereinander in der Produktion ein herausragendes Thema: „Voraussetzung hierfür ist aber eine schnelle und stabile Internetverbindung. Gerade Hidden Champions auf dem Land sind hier auf den entschlossenen Ausbau von schnellem Internet angewiesen.“

Autor: Stefan Girschner