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Mensch-Maschine-Kollaboration und die Ghettofaust

Bei der Eröffnung der diesjährigen Hannover Messe war es nicht der traditionelle Händedruck. Zur Begrüßung eines Roboters wählten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der mexikanische Präsident Peña Nieto die "Ghettofaust" als eine lässigere Variante. Ein Sinnbild für einen unverkrampften Umgang mit der Digitalisierung, Robotern und maschinellem Lernen.

"Technologie ist Assistenz und nicht Konkurrenz für den Menschen. Das ist die Kernbotschaft dieser Messewoche, die einmal mehr gezeigt hat, dass Hannover der globale Hotspot für die digitale Transformation der Industrie ist", erklärte Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe AG, am 27. April zum Abschluss der Hannover Messe und CeMAT. "Hierbei steht der Mensch im Mittelpunkt: Er ist Entscheider und Impulsgeber. Im Zusammenspiel mit der Maschine und der IT entsteht ein enormer Wettbewerbsvorteil in Produktion, Logistik und Energiewirtschaft."

Machine Learning, KI und industrielle IT-Plattformen im Mittelpunkt

Unter dem Leitthema „Integrated Industry – Connect & Collaborate“ informierten sich 210.000 Besucher über die Innovationen der insgesamt 5.800 Aussteller der Hannover Messe und CeMAT. Mehr als 70.000 Besucher kamen aus dem Ausland, was einem Anteil von 30 Prozent entspricht. Die meisten Besucher aus dem Ausland stellten China mit 6.500, die Niederlande mit 5.300, Polen mit 2.700 und die USA mit 1.700. Aus dem Partnerland Mexiko kamen 1.400 Besucher. Im Mittelpunkt standen dieses Jahr folgende Themen: Machine Learning, Künstliche Intelligenz, industrielle IT-Plattformen, Ausbau der Stromnetze für Elektromobilität, Einsatz von Robotik und autonomen Systemen in Produktion und Intralogistik und die Rolle des Menschen in der vernetzten Fabrik. Große Beachtung fand auch das Partnerland Mexiko, das sich als innovativer Wirtschaftspartner und Industriestandort präsentierte.

"Die Unternehmen haben die ersten Schritte auf dem Weg zur digitalisierten und vernetzten Produktion erfolgreich genommen und sind jetzt dabei, die zweite Stufe zu zünden", erklärte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA. "Neue Geschäftsmodelle auf Plattformen, der Einsatz von digital twins oder erste Erfahrungen mit Machine Learning – all dies wird im Maschinenbau eine immer bedeutsamere Rolle spielen. Die Hannover Messe ist der Ort, an dem die Zukunft der Industrie diskutiert und präsentiert wird; wir sind auch in diesem Jahr mit dem Ergebnis sehr zufrieden." Auch das Zusammenwachsen von Automation, Software und Intralogistik wird nach Ansicht des VDMA die HMI weiter prägen.

Zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz

"Die Hannover Messe hat einmal mehr gezeigt, dass die weltweite Industrie-4.0-Bewegung hier ihr Zuhause hat. Erweiterte Wertschöpfungsnetzwerke, neue Formen der Mensch-Maschine-Kollaboration und die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz in die Produktion sind Schlüsselmerkmale von Digitalisierung und Vernetzung, die in Hannover wieder einmal als erstes zu sehen waren. All das benötigt künftig noch mehr Konnektivität, weshalb der ZVEI von Beginn an ein industriefähiges 5G-Netz fordert", erklärte Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung des ZVEI. "Zwei weitere Botschaften versendete die Messe darüber hinaus: Nur Zusammenarbeit, nicht Abschottung, ermöglicht technologischen Fortschritt und gesellschaftlichen Wohlstand. Und Schülerinnen und Schüler lassen sich begeistern, wenn sie – wie auf der Messe – mit Technik in Berührung kommen. Noch stärker müssen wir um sie werben: Sie sind die dringend benötigten Fachkräfte von morgen", so Mittelbach.

Neue Formen der Mensch-Maschine-Kollaboration

Dass IT und Maschinenbau weiter zusammenwachsen, industrielle IT-Plattformen und andere neue Geschäftsmodelle entstehen, gehörte in diesem Jahr ebenso zu den wichtigsten Trends wie der Einzug künstlicher Intelligenz in die Fabriken. In den Hallen der Automation zeigte sich, dass die Antriebs- und Fluidtechnik ein wesentlicher Treiber der digitalisierten und vernetzten Produktion ist. Die enge Vernetzung von Produktion und Logistik wurde in den Hallen der CeMAT gezeigt, denn ohne intelligente Logistiksysteme wird die Digitale Fabrik nicht funktionieren. Zu den Höhepunkten zählten Flurförderzeuge, autonome Shuttle, Kommissionier-Roboter und komplette Anlagen, ebenso Assistenzsysteme wie Exoskelette, AR-Brillen und Roboter. Die agile Fertigung und die Intralogistik setzen auf fahrerlose Transportsysteme, Drohnen und Sprachassistenten. Ungebrochen hält der Trend zur Mensch-Maschine-Kollaboration an.

Mehr als 160 mexikanische Unternehmen präsentierten auf der Messe ihre Produkte und Innovationen. Bundeskanzlerin Merkel und Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto waren sich einig: Fortschritt und Wohlstand gibt es nur mit offenen Märkten. Die Beteiligung Mexikos stand somit auch im Zeichen des internationalen Freihandelsabkommens, auf das sich Mexiko und die Europäische Union am vergangenen Samstag geeinigt hatten. Künftig wollen die Länder 99 Prozent ihrer Waren zollfrei handeln.

Die nächste Hannover Messe wird vom 1. bis 5. April 2019 stattfinden, das Partnerland ist dann Schweden. Die nächste CeMAT wird vom 20. bis 24. April 2020 wieder gemeinsam mit der Hannover Messe ausgerichtet. (Stefan Girschner)