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PTC Live in Stuttgart: "Internet of Things" verändert die Welt

Innerhalb weniger Jahre hat sich die Besucherzahl der PTC Live Stuttgart verdoppelt. Am 18./19. November 2014 konnte PTC über 1.700 Teilnehmer im ICS Center in Stuttgart begrüßen. Das Kernthema war "Internet of Things" und wie sich unsere industielle Landschaft verändern wird.

Die Teilnehmer der 20. Ausgabe der PTC Live in Deutschland bekamen zur Eröffnung ein hochkarätiges Trio aus dem PTC-Hauptquartier in Needham, geboten: Der frischgebackene Executive Vice President für die Segmente IoT (Internet of Things, Internet der Dinge) und SLM, Rob Gremley, sowie Brian Shepherd für den PLM- und Mike Campbell für den CAD-Bereich präsentierten Neuigkeiten und Visionen aus der PTC-Welt. Das Hauptthema war IoT, aber PTC zeigte unter anderem mit den Neuerungen in Creo 3.0, dass das Unternehmen über dieser neuen Vision seine angestammten Technologien nicht vergisst.

Sauter präsentierte in seiner Eröffnung das außerordentlich erfolgreiche letzte Geschäftsjahr 2014, das am 30. September endete und ein fünfprozentiges Umsatzplus brachte. PTC setzte im letzten Geschäftsjahr 1,358 Milliarden US-Dollar um, der Gewinn pro Aktie wuchs sogar um 19 Prozent.

PTC konnte in allen relevanten Branchen wichtige Neukunden gewinnen oder bei bestehenden Kunden signifikantes Neugeschäft generieren. So hat VW in allen Bereichen auf PTCs PLM-Lösung Windchill umgestellt, die Zulieferer Schaeffler und Continental erweiterten ebenfalls ihre Windchill- und Creo-Installationen auf weitere Unternehmensbereiche. Für den Maschinen- und den Anlagenbau nannte Sauter die Beispiele Festo, wo Creo und Windchill ausgebaut wurden, und SMS Siemag Anlagenbau.

Die PTC Live wird in diesem Jahr erstmals von der LiveWorks Europe ergänzt, dem Anwendertreffen der ThingWorx- und Axeda-Kunden. Die Besucher nutzten die Gelegenheit, Vorträge der jeweils anderen Veranstaltung zu besuchen, rege, wie sich an den unterschiedlich gefärbten Namenschild-Halsbändern ablesen ließ. Das IoT zieht sich durch alle Arten von Produkten, wie Sauter an einer Reihe von Beispielen demonstrierte.

 Rob Gremley eröffnete die Vorträge mit einer Beschreibung der PTC-Vision für Smart Connected Products und wie diese die Fertigungsindustrie verändern werden. Zum Beginn zeigte ein Film die „Seven Forces“, Sieben Kräfte, die den Markt radikal ändern werden. Diese Kräfte sind Digitalisierung, Globalisierung, Regulierung, Personalisierung, Softwareintensive Produkte, Connectivity und Servizitation, die Umwandlung von Produkten in Dienstleistungen.

Gremley nannte, um die Größe des Marktes zu beschreiben, die Zahl von 1,5 Billionen Euro, die jährlich weltweit in IoT investiert werden. Alleine PTC habe in den letzten elf Monaten 300 Mio. US-Dollar in IoT investiert. Der weltweite IoT-Umsatz soll nach Angaben einer McKinsey-Studie im Jahr 2020 fünf Billionen Euro erreichen – ein riesiger Markt, dem von McKinsey eine zehnmal größere Bedeutung als dem 3D-Druck zugewiesen wird.

Das IoT bietet völlig neue Möglichkeiten, Produkte zur Zustandsüberwachung einzusetzen, zu optimnieren, zu steuern und autonom agieren zu lassen. Dabei geht es nicht nur um die erwähnten Smart Connected Products, sondern um Systeme von Produkten und Systeme von Systemen. Dazu brachte ScreetScooter-CEO Dr. Peter Burggräf im Rahmen der folgenden Pressekonferenz zwei plastische Beispiele.

Die Deutsche Post AG hat bei StreetScooter Elektro-Lieferfahrzeuge entwickeln lassen. Diese Fahrzeuge sind mit 30 Sensoren versehen, die wiederum mit dem Internet verbunden sind. So lässt sich unter anderem der Ladezustand der Batterien überwachen. Kehren die Fahrzeuge in den Post-Stützpunkt zurück, werden sie nicht alle gleichzeitig geladen, weil dies an vielen Orten die elektrischen Leitungen überlasten würde. Stattdessen entscheidet eine Steuerungssoftware anhand des aktuellen Ladezustands und der Tourplanung des nächsten Tages, welches der Fahrzeuge wann während der Nacht und wie lange geladen wird.

Zudem ermöglichen die StreetScooter eine interessante Wetter-App: Die Fahrzeuge sind mit Regensensoren ausgerüstet, um den Scheibenwischer automatisch zu betätigen. Fahren genügend StreetScooter in einer Stadt und melden diese den Status des Regensensors an die Zentrale, lässt sich so die Laufrichtung und -geschwindigkeit von Regenschauern sehr genau berechnen und in eine kleinräumige, kurzfristige Wettervorhersage umwandeln.

Windräder, die miteinander vernetzt sind und ihre Blätter so stellen, dass alle Windräder eines Parks optimalen Ertrag bringen, sind ein anderes schönes Beispiel für Systeme von Systemen. Immer mehr Funktionalität von Produkten wandert in Software, was es ermöglicht, diese Funktionalitäten per Update zu optimieren und mit der Cloud zu verbinden, um Mehrwertdienste zu generieren und den Service zu optimieren.

Die Palette möglicher Geschäftsmodelle erweitert sich, es ist möglich, nur ein Smartes Produkt zu verkaufen, Produkt und Service zu kombinieren oder gar das Produkt als Service anzubieten. Philips Lighting hat die teure Umrüstung von 13.000 Leuchten in den Parkhäusern der US-Hauptstadt Washington übernommen. Die Stadt Washington bezahlt die nächsten zehn Jahre nur den Service „Beleuchtung der Parkhäuser“, Philips kümmert sich um die Instandhaltung und erzielt aus dem massiv geringeren Stromverbrauch der LED-Lampen seinen Gewinn.

Mike Campbell, Brian Shepherd und Rob Gremley präsentierten die Neuheiten in PTC Creo 3.0, PTC Windchill und den IoT-Angeboten anhand eines Lifecycle-Management-Kreislaufs“. Campbell hob die Unite-Technologie heraus, die es ermöglicht, Modelle aus den drei wichtigsten CAD-Systemen anderer Hersteller nativ in Creo zu öffnen und in Baugruppen einzubauen.

Sehr interessant war Campbells Aussage, dass PTC auch seine eigenen Produkte „smart und connected“ macht. So wird das nächste Creo-Serviceupdate eine Funktion mitbringen, mit der sich die „Gesundheit“ der Entwicklungsumgebung überwachen lässt. Das System erkennt unter anderem veraltete Treiber oder das Fehlen von Performanceverbessernden Updates. Zudem lassen sich Nutzungsstatistiken erheben, die zeigen, welche Creo-Funktionalitäten wie stark genutzt werden, dies ermöglicht die Optimierung der Lizenzen, aber auch von Schulungen der Anwender. Als Zukunftsausblick nannte Campbell die Möglichkeit, die Daten von Sensoren in bestehenden Produkten ins CAD-System zurückzuspiegeln, beispielsweise um realistische Randbedingung für die Simulation zu gewinnen.

Brian Shepherd zeigte, wie die Produkte des kürzlich erworbenen IoT-Anbieters Atego das Systems Engineering vereinfachen. Die neu vorgestellte PTC Systems Engineering Solution kombiniert Systemanforderungen, Systemmodellierung und Validierung in einer Lösung. Die Anforderungen werden in Integrity definiert und verwaltet, Atego liefert die Tools zur Definition der Produktarchitektur und eine Lösung für die Erstellung und Verwendung von Prozessen mit Out-of-the-Box-nutzbaren Best-Practice-Beispielen aus dem Systems Engineering.

Windchill MPM-Link verbindet das Engineering mit der Fertigung, so ist es möglich, die Fertigungsstückliste automatisch aus der Engineeringstückliste abzuleiten und den Fertigungsprozess in einem grafischen Planungstool zu definieren.

Gremley zeigte, wie die IoT-Tools von ThingWorx und Axeda sich ergänzen und in Zukunft zu gemeinsamen Lösungen verbunden werden. Die Daten seien nichts ohne Auswerte- und Nutzungsmöglichkeit. Die Herausforderung sei nicht, Daten zu erheben, sondern das Verwerten dieser Daten in Apps. ThingWorx liefert eine Plattform, mit der sich solche Apps schnell erstellen lassen, Axeda die Datenübertragungsarchitektur und verschiedene Basis-Apps. Auch die PTC-Bereiche CAD und PLM werden nach Aussagen Gremleys IoT-Apps anbieten.

Ganz dem IoT gewidmet war die erstmals in Europa veranstaltete Parallelveranstaltung LiveWorx. Der rege Zuspruch bei den Vorträgen zeigte das große Interesse der Besucher an diesem Zukunftsthema. Über 350 Interessenten hatten sich für eine oder mehrere der Sessions der LiveWorx angemeldet. Viele der Vorträge auf der LiveWorx-Agenda drehten sich um den realen Einsatz von IoT-Technologien, was zeigt, dass IoT längst in der Praxis angekommen ist. Vorträge kamen unter anderem von Streetscooter, Salesforce, Aquamatix, Wipro, Kalypso, Getinge, Jasper, doubleSlash, Analysys Mason, Telenor Connexion und Telefonica Digital.

 

Ein breitegefächertes Angebot an Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen schloss sich an Dienstagnachmittag und Mittwoch an, die begleitende Messe bot viele Möglichkeiten, mit Systemhäusern und Lieferanten von Zusatzlösungen zu sprechen. Aber auch das Networking kam in den Pausen und der Abendveranstaltung nicht zu kurz.