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Automotive Radar 2016: Automobilbauer forcieren Nachhaltigkeit

Leichtbau, CO2-Reduzierung und mehr Nachhaltigkeit sind derzeit die wichtigsten Herausforderungen für die Automobilindustrie.

Mehr als zwei Drittel der für den Lünendonk Automotive Radar 2016 befragten Automotive Manager sind der Auffassung, dass neben der Digitalisierung die Themen Leichtbau, CO2-Reduzierung und Steigerung der Nachhaltigkeit derzeit einen großen oder sehr großen Einfluss auf die Entwicklung des Autos haben.

Die Automobilhersteller werden nämlich durch zwei Entwicklungen herausgefordert: Zum einen steigen die Neuzulassungen in den für Hersteller und Zulieferer wichtigsten Märkten China, USA und Europa stark an, und damit auch die Emissionen. So wurden in China im vergangenen Jahr mehr als 20 Millionen Pkw zugelassen, was einer Steigerung von 9,1  Prozent gegenüber dem Vorjahr  entspricht. Dadurch werden sich die Anforderungen an die Unternehmen zur Reduzierung der CO2-Werte  weiter erhöhen. Zum anderen sind die Hersteller durch die kontinuierliche Anpassung der Grenzwerte und Messmethoden in Europa gefordert, die Emissionsvorgaben zu erfüllen.

Automobilindustrie ist im Zugzwang

"Die Autohersteller sind im Zugzwang. So haben sich in den letzten knapp zweieinhalb Jahrzehnten die gesamten CO2-Emissionen in Deutschland um rund 28 Prozent verringert, die des Verkehrssektors aber nur um rund zwei Prozent", erklärt Jonas Lünendonk, geschäftsführender Gesellschafter des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk und Autor der Studie, die von den Beratungsunternehmen Berylls, ESG, Sulzer und TMG unterstützt wurde. Lünendonk weißt darauf hin, „dass die Themen Regulatorik und Nachhaltigkeit seit dem Weltklimagipfel im vergangenen Jahr verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind und auch die VW-Affäre und damit die Kritik an den momentanen Messverfahren und deren Aussagekraft die Menschen beschäftigt.“

Die geplante Einführung des neuen Prüfzyklus WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Cycle) bis spätestens 2020 wird als Folge haben, dass die Emissionswerte noch ansteigen werden – teilweise um bis zu 25 Prozent. „Die Hersteller stehen daher unter Handlungsdruck, die Emissionen deutlich zu senken", so Jonas Lünendonk weiter. 69 Prozent der Befragten sieht innerhalb der nächsten zwei Jahre im Leichtbau ein Konzept, mit dem sich die CO2-Reduzierung und Nachhaltigkeit erreichen lässt.

Laut der Studie soll sich der Markt für Karosserieleichtbau bis 2025 auf rund 100 Milliarden Euro fast verfünffachen. „Durch die Reduzierung des Gewichts lässt sich die Reichweite und damit die Energieeffizienz je gefahrenem Kilometer erhöhen. Dies ist umso wichtiger, da zukünftig das Gewicht von Autos mit Elektroantrieben wieder deutlich steigen wird“, ist Lünendonk überzeugt.

Der nächste Trend: Fahrerassistenzsysteme

Neben der Reduzierung der Emissionen und der Steigerung der Nachhaltigkeit müssen sich Autohersteller weitere Innovationen auf den Weg bringen. Dazu gehören neue Antriebsarten wie batteriegetriebene Antriebe und Brennstoffzellen und neue Funktionen, die den Fahrer mehr als bisher unterstützen und bestimmte Teilaufgaben ganz übernehmen. So ist über 50 Prozent der Befragten überzeugt, dass die Entwicklungen im Bereich "Fahrerassistenzsysteme/Autonomes Fahren", aber auch die Interaktion zwischen Fahrer und Auto großen oder sehr großen Einfluss auf das Auto haben. Entsprechend wichtig sind damit innovative Bedienkonzepte zur Verbesserung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.

Von großer Bedeutung ist für die Hersteller auch das Konzept des „Connected Car“. Mehr als zwei Drittel der Befragten sieht hierin einen großen Einflussfaktor. Wie das Beratungsunternehmen 2015 ermittelte, sind in Deutschland zwischen 30 und 50 Prozent und in China zwischen 70 und 90 Prozent der potenziellen Kunden bereit, für entsprechende Dienste einen Aufpreis zu zahlen.

Die nächsten Herausforderungen: IT-Sicherheit und Big Data

Der erhöhte Einsatz von IT und die verbesserte Konnektivität im Auto stellt für die Automobilhersteller neue Herausforderungen bei der Gewährleistung von IT-Sicherheit dar. Je mehr Schnittstellen die Systeme haben und je stärker die Fahrzeuge mit der Außenwelt vernetzt sind, desto mehr Angriffspunkte gibt es für Kriminelle. Aber auch die Vielzahl der Lieferanten, die in den Softwareentwicklungsprozess eingebunden werden, stellt die Automotive Manager vor neue Herausforderungen. „Mit der Einführung von Connected-Car-Diensten rücken Fragestellungen der IT-Sicherheit (Security) ins Zentrum. Gleichermaßen muss die funktionale Sicherheit (Safety) von vernetzten Systemen neu hinterfragt werden, denn es gibt keine Safety ohne Security“, kommentiert Dr. Hieronymus Fischer, Leiter Innovations- und Technologiemanagement, Division Automotive, bei ESG.

Knapp 50 Prozent der Befragten sieht in dem Einsatz von Big Data Analytics die Möglichkeit, durch Nutzung der entstehenden Daten das Kundenverhalten besser zu verstehen und zudem Mehrwertdienste wie die genaue Prognose von Verkehrsflüssen anbieten zu können. „Jeder Automobilhersteller muss sich über seine Perspektive in fünf zentralen Themenfeldern klar werden: Autonomes Fahren, Elektromobilität, Mobilitätsdienstleistungen, Connectivity als zentrales verbindendes Element – und das alles unterstützt durch Big Data“, sagt Dr. Jan Burgard, Geschäftsführer bei Berylls.

Autor: Stefan Girschner