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PLM-System: 5 entscheidende Trends für 2020

2019 war ein besonderes Jahr im Bereich von Product Lifecycle Management. Große Industrieunternehmen wie Volvo, Raytheon, Jabil, Stryker, Beneteau, Bosch und viele weitere haben sich entschieden, ein unternehmensweites PLM-System einzuführen uns sich damit als digitale Marktführer zu positionieren.

Zahlreiche Unternehmen haben ihre selbst entwickelte Software und veraltete Tools wie Excel-Tabellen oder PowerPoint-Präsentationen zugunsten integrierter PLM-Systeme aufgegeben. Das ermöglicht ihnen völlig neue Wachstumschancen und die Möglichkeit, innerhalb ihrer Märkte Top-Margen zu erzielen. Gleichzeitig erhalten sie Möglichkeiten globaler Flexibilität und Zusammenarbeit, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. 2020 werden diese Innovatoren von völlig neuen Tools für Entscheidungsprozesse profitieren und ihre Investition in den Digital Thread wird sich dadurch schnell bezahlt machen. Nachfolgend fünf Trends im Bereich Product Lifecycle Management, die 2020 relevant werden dürften.

1. Augmented Reality: Verbessertes Zusammenspiel von Teams

Die Visualisierung von PLM ermöglicht die Anzeige eines Produktes und seiner zughörigen Dokumentationen aus der CAD- oder Konstruktionsebene bis hin zur Produktüberprüfungsebene sowohl in 2D als auch in 3D. 2020 werden Augmented-Reality-Lösungen verstärkt zum Einsatz kommen, um ein Produkt aus jeder beliebigen Perspektive zu visualisieren. Diese innovative Technologie ermöglicht ihren Benutzern die Überprüfung virtueller Prototypen mit all ihren Optionen und Varianten und erleichtert so die Zusammenarbeit funktions- und abteilungsübergreifender Teams.

Augmented Reality lässt Anwender beispielsweise genau das gerade benötigte Teil heranzoomen. So können sie seine Konfiguration und seinen Status untersuchen, Entscheidungen über Wartungsmaßnahmen treffen und es im Kontext benachbarter Baugruppen verstehen. Eine bahnbrechende und faszinierende Technologie, die vor allem auch bei Konstruktionsänderungen an einem Bauteil zum Tragen kommt.

2. Smart Connected: Interaktion von Mensch und Maschine

Wearables und andere mobile Geräte verleihen Mitarbeitern die Fähigkeiten von Cyborgs. Auch diese Interaktionen werden durch PLM-Systeme ermöglicht und erhöhen Produktivität und Arbeitsqualität. So können beispielsweise Mitarbeiter mit einer Microsoft HoloLens 2 per Fernzugriff mit AR-gesteuerten, digitalen Arbeitsanweisungen versorgt werden. Diese ermöglichen ein lückenloses Verständnis der zu wartenden Geräte oder Baugruppen und sind nahtlos in PLM-, MES- und ERP-Plattformen integriert.

Auch die Effizienz von Fertigungsanlagen und Fabriken lässt sich mit dieser Technologie steigern. Digitale Simulationen helfen, Auswirkungen bei der Herstellung neuer Produkte zu messen, „Was-wäre-wenn“-Szenarien durchzuspielen und diese zu bewerten. Darüber hinaus werden digitale Zwillinge, die die physischen und digitalen Aspekte eines Produkts kombinieren, bei der Konstruktion, der Betriebsplanung und der Schulung für den Einsatz dieser Produkte eingesetzt.

3. Verbesserte Datensicherheit

Die Nutzung von global verteilten Produktionsumgebungen durch unternehmensinterne ebenso wie durch unternehmensübergreifende Teams birgt Sicherheitsrisiken. Diese sind nicht zu unterschätzen, vor allem, wenn es um geistiges Eigentum im Wert von Millionen geht. Hier sind PLM-Anbieter, Hersteller und Zulieferer gleichermaßen gefordert, branchenweit Vertrauen zu schaffen. Bei Bedarf müssen sie schnell handeln können, um ihre Produkte und Implementierungen zu sichern.

Globale Zusammenarbeit warf lange das Problem auf, dass keine präzise Kontrolle darüber möglich war, wo strategische Produktdaten gespeichert sind und wer unter welchen Umständen auf sie zugreifen kann. Diese Sicherheitsrisiken gehören weitgehend der Vergangenheit an. Eine strenge Zugriffskontrolle durch rollen- und aufgabenbasierten Benutzeroberflächen sowie ein sicheres PLM-System ermöglichen die risikofreie Schaffung und Nutzung kollaborativer Arbeitsumgebungen innerhalb und außerhalb von Unternehmen.

Cloud-Sicherheitszertifizierungen von führenden Anbietern wie Microsoft Azure bieten zusätzliche Ebenen der Datensicherheit, wie zum Beispiel FedRAMP (Risk and Authorization Management Program), ITAR-Compliance und DFAR 252.204-7012 (für DoD-Vertragsunternehmen).

4. Auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Lösungen

Durch solide Rückverfolgungsmöglichkeiten und Änderungskontrollen ist es möglich, die Palette von Produktvarianten zu erweitern und gleichzeitig die Anzahl der Komponenten zu verringern. Auch Lieferanten- und Kundenbeziehungen profitieren davon. Durch die verbesserte Vernetzung können externe Partner die Auswirkungen von Änderungen abschätzen und ein umfassenderes Verständnis für Wechselwirkungen entwickeln.

Mehr Individualisierung (oder Massenpersonalisierung) ist zudem ein ungeheurer Wettbewerbsvorteil und oft ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Umso präziser maßgeschneiderte Lösungen ein Hersteller seinen Kunden anbieten kann, desto besser kann er sich auch von Wettbewerbern abheben. Ein PLM-System ermöglicht dies – mit leistungsstarken Werkzeugen für die Bereinigung überfrachteter Stücklisten und die Verwaltung der Kernprodukte eines Unternehmens mit all seinen Varianten und Optionen.

5. Verbessertes Qualitätsmanagement

Unzählige Produkte haben sich im Kontext der Digitalisierung geändert. Aus einfachen elektrischen oder mechanischen Geräten wurden deutlich komplexere, elektronisch oder per Software gesteuerte Systeme. Um Qualität zu gewährleisten, ist es deshalb wichtiger denn je, dass alle Teams mit denselben Informationen arbeiten. Streaming-Lösungen ermöglichen, anders als dokumentenbasierte Daten, das Arbeiten nahezu in Echtzeit. So lassen sich nicht zuletzt automatisierte Qualitätsprozesse implementieren. Das bedeutet weniger Ausschuss und Nacharbeit, weniger Defekte und weniger Ausfälle vor Ort.

Die hier vorgestellten fünf PLM-Trends sind letztlich nur der Anfang revolutionärer digitaler Innovationen. Von der Visualisierung von AR-gesteuerten Teilen und Produktdaten über intelligente, verbundene Mensch-Maschine-Schnittstellen bis hin zu zertifizierten Sicherheitsverfahren, Individualisierung und Qualitätssteigerung: PLM-unterstützte und -verwandte Technologien werden alle Unternehmensbereiche vom Entwurf über die Fertigung bis hin zur Wartung und Weiterentwicklung nachhaltig verändern.

Über den Autor: Markus Hannen ist Technical Sales Vice President bei PTC. PTC bietet industrielle Lösungen, damit Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen differenzieren, ihre betrieblichen Prozesse optimieren und die Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern können. (Titelbild: Elnur - Shutterstock)